WM (Qualifikation und Endrunde) Deutschland 2006 (Stand 27.06.2006)

Spielbericht

WM-Finalrunde - Achtelfinale - Dienstag, 27.06.2006 - 21:00 - Hannover

Spanien - Frankreich 1:3 (1:1)

Spanien: Iker CASILLAS (3) - Mariana PERNIA (4,5), Sergio RAMOS (3,5), Carlos PUYOL (4,5), Pablo IBANEZ (3,5) - Francesco FABREGAS (4,5), Xabi ALONSO (3,5), XAVI (3) (72. Marcos SENNA (-)) - RAUL (5) (54. Luis GARCIA (4)), Fernando TORRES (3,5), David VILLA (3) (54. JOAQUIN (3,5)); Trainer: Luis ARAGONES

Kader: Jose Manuel REINA (-), Santiago CANIZARES (-), Michel SALGADO (-), JUANITO (-), Carlos MARCHENA (-), Antonio LOPEZ (-), Jose Antonio REYES (-), David ALBELDA (-), Andres INIESTA (-)

Frankreich: Fabien BARTHEZ (3) - William GALLAS (3), Lilian THURAM (3,5), Eric ABIDAL (4), Willy SAGNOL (3,5) - Zinedine ZIDANE (2,5), Patrick VIEIRA (2,5), Frank RIBERY (2), Florent MALOUDA (4,5) (74. Sidney GOVOU (-)), Claude MAKELELE (3) - Thierry HENRY (3,5) (88. Sylvain WILTORD (-)); Trainer: Raymond DOMENECH

Kader: Mickael LANDREAU (-), Gregory COUPET (-), Gael GIVET (-), Pascal CHIMBONDA (-), Jean-Alain BOUMSONG (-), Mikael SILVESTRE (-), Vikash DHORASOO (-), David TREZEGUET (-), Louis SAHA (-)

Tore: 1:0 David VILLA (Foulelfmeter, 28. / Pablo IBANEZ); 1:1 Frank RIBERY (Linksschuss, 41. / Patrick VIEIRA); 1:2 Patrick VIEIRA (Kopfball, 83. / Zinedine ZIDANE); 1:3 Zinedine ZIDANE (Rechtsschuss, 90. / Sylvain WILTORD)

Schiedsrichter: Roberto ROSETTI (Italien); Note: 4

Zuschauer: 43000 (ausverkauft) Hannover

Gelbe Karte: Carlos PUYOL / Patrick VIEIRA, Frank RIBERY, Zinedine ZIDANE

Torchancen: 3:5

Eckenverhältnis: 8:5

Spielnote: 3

Vieira schickt Spanier "a casa"

Die spanische "Selección" ist einmal mehr bei einer Weltmeisterschaft frühzeitig und trotz großer Hoffnungen sowie zuvor guter Leistungen gescheitert. Beim 1:3 (1:1) in Hannover gegen Frankreich verspielte die Aragones-Elf eine Führung durch Villas Elfmeter. Ribery und in der Schlussphase Vieira und Zidane drehten den Spieß für die "Equipe Tricolore" um. Zidanes Karriere ist damit noch nicht beendet, im Viertelfinale wartet Brasilien.

Zwei alte Herren hatten den längsten Atem: Patrick Vieira und Zinedine Zidane.

© dpa Im letzten Vorrundenspiel gegen Saudi-Arabien (1:0) bot Spaniens Trainer Luis Aragones eine B-Elf auf, aus der sich lediglich Fabregas und Raúl für das Achtelfinale qualifizierten. Ansonsten kehrten die Stars um Casillas, Puyol, Xavi und Torres auf den Platz zurück.

Die "Equipe Tricolore" hatte Togo ohne die gesperrten Zidane und Abidal 2:0 geschlagen. Die große Frage danach lautete: Nominiert Raymond Domenech den ehemaligen Weltfußballer Zidane für seine Startelf, nachdem es ohne ihn doch so ansprechend lief? Ja, Domenech brachte "Zizou" und verzichtete auf seine zweite Spitze Trezeguet. Abidal kam für Silvestre.

Beide Mannschaften waren in diesem Klassiker - eine Neuauflage des EM-Finals von 1984 - zunächst darauf bedacht, keine Fehler zu machen und dem taktischen Konzept zu folgen. So ergaben sich in der Anfangsviertelstunde auch keine Torgelegenheiten, sieht man von einem raffiniert angeschnittenen Freistoß Pernias (9.) ab.

Die "Equipe Tricolore" erspielte sich dann ein leichtes Übergewicht und verzeichnete folgerichtig auch erste Torchancen aus dem Spiel heraus. Zidane wurde nach 16 Minuten vom herangrätschenden Puyol gerade noch am Vollzug gehindert, sieben Minuten später initiierte "Zizou" einen sehenswerten Angriff über die rechte Seite, von wo Henry scharf und flach nach innen passte. Etwas zu scharf, denn sowohl Ribery, als auch Vieira rutschten haarscharf in Torraumnähe am Ball vorbei (23.).

Vier Minuten später kam Spanien nach einer Pernia-Ecke überraschend zur Führung. Der aufgerückte Pablo wurde im Strafraum von Thuram gefoult, Schiedsrichter Roberto Rosetti stand dicht dabei und entschied sofort auf Strafstoß. Zaghafte Proteste der Franzosen fanden kein Gehör beim Italiener. Valencias Torjäger Villa verwandelte platziert zum 1:0 für die "Selección" (28.).

Die Führung gab den Spaniern zusätzliches Selbstbewusstsein, während Frankreich die Ideen fehlten. Es roch nach einer Pausenführung der Aragones-Elf. Bis zur 41. Minute. Wie aus dem Nichts fiel das 1:1. Vieira dribbelte im Mittelfeld, Puyol & Co. bauten die Abseitsfalle auf. Henry stand passiv drin, doch er bekam den Ball nicht. Statt dessen startete Ribery, der allen enteilte, Casillas umkurvte und flach einschoss.

Bis zur Pause spielten beide Teams dann mit offenem Visier, ohne jedoch weitere Treffer hinzufügen zu können. So war das Pausenremis durchaus gerecht, hatte Frankreich doch bis zum 0:1 leichtes Übergewicht und Chancenplus, während die Spanier mit der Führung im Rücken lange Zeit Kontrolle ausübten und schließlich von Ribery überrascht wurden.

Casillas ist ausgespielt, Ribery auf dem Weg zum 1:1.

© dpa

Die Wiederaufnahme des Spiels nach der Pause brachte zunächst ein ähnliches Bild wie zu Beginn. Personell unverändert wurde erst einmal taktiert und das hohe Risiko gescheut. Das Highlight führte dann Zidane herbei, der schön auf Malouda lupfte, der wiederum Casillas zu einer Glanztat zwang (51.). Flüssig lief das Spiel jedoch auch danach nicht. Nach Riberys scharfer Hereingabe von der Grundlinie ging ein Raunen durchs Publikum - weil im Zentrum etwa acht Spieler den Ball verpassten.

Auf der Gegenseite kam Spanien zum ersten attraktiven Angriff. Sergio Ramos und Joaquin kombinierten sehenswert auf rechts, Letzterer flankte vors Tor, wo Sagnol in allerhöchster Not vor Torres klärte (60.). Nach 68 Minuten folgte noch ein halbwegs gefährlicher Kopfball von Luis Garcia, doch unter dem Strich waren Torraumszenen bei aller Spannung, die in der Luft lag, dünn gesät.

Joaquin durchbrach die Lethargie nach 78 Minuten mit einer Einzelleistung. Der Betis-Star versetzte Abidal im Strafraum und traf aus halbrechter Position das Außennetz. Der eingewechselte Govou - er bekam den Vorzug vor Trezeguet - führte sich auf der Gegenseite mit einem passablen 18-Meter-Direktschuss ein (81.).

Sieben Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit setzte Vieira gegen die spanische Elf den "Todesstoß". Puyol hatte Henry mit dem Ellbogen zu Fall gebracht. Den folgenden Zidane-Freistoß verlängerte Xabi Alonso mit dem Kopf auf Vieira, der am langen Pfosten mit dem Kopf vollendete. Ramos' Rettungsversuch kam zu spät.

Die Iberer warfen in der Schlussphase logischerweise nach vorne und brachten den Ball auch noch einige Male gefährlich in den Strafraum. Die erste Niederlage unter Luis Aragones und das damit verbundene WM-Aus konnten sie dennoch nicht mehr verhindern. Denn Zinedine Zidane schloss in der Nachspielzeit einen Konter erfolgreich zum 3:1-Endstand ab.

Die spanische "Selección" ist damit einmal mehr bei einer Weltmeisterschaft frühzeitig und trotz großer Hoffnungen sowie zuvor guter Leistungen gescheitert. Beim 1:3 in Hannover gegen Frankreich verspielte die Aragones-Elf eine Führung durch Villas Elfmeter. Ribery und in der Schlussphase Vieira drehten den Spieß für die "Equipe Tricolore" um. Zidanes Karriere ist damit noch nicht beendet, im Viertelfinale wartet Brasilien.

Schiedsrichter: Rosetti (Italien), Note 4 - lag richtig beim Elfmeter, hätte Ribery und Abidal verwarnen müssen, unberechtigter Freistoß vor dem 1:2

Spieler des Spiels: Ribery, Franck

Vor allem dank seiner Leistungssteigerung, die sich auch im Treffer zum 1:1 niederschlug, konnte Frankreich das Blatt wenden.