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6.5 Punktrunden: Schweizer System

Das Programm unterstützt die automatische Ansetzung eines Spieltags nach dem sogenannten Schweizer System. Dieses System wird gerne bei Punktrunden mit sehr vielen Teilnehmern eingesetzt, wenn das Teilnehmerfeld zu groß ist, um eine komplette Runde jeder gegen jeden spielen zu können (z.B. Schach-Turniere). Das Prinzip ist dabei sehr einfach: An jedem Spieltag spielen jeweils die in der aktuellen Tabelle benachbarten Teilnehmer gegeneinander. Jede Paarung kann jedoch höchstens einmal vorkommen - gegebenenfalls werden Teilnehmer dazu im Ansetzungstableau getauscht. Auf diese Weise trennt sich ähnlich dem K.O.-System ziemlich schnell die Spreu vom Weizen - mit dem Unterschied, dass keiner der Turnierteilnehmer frühzeitig außen vor ist. Da es bei vielen Teilnehmern und wenig Spieltagen in der Tabelle meist sehr viele punktgleiche Teilnehmer gibt, wird in Verbindung mit dem Schweizer System oft die Buchholzwertung (siehe 12.3.2) als zweitstärkstes Rangfolgekriterium für die Tabelle verwendet, die als Indikator für die Stärke der bisherigen Gegner dienen soll.

Das Schweizer System steht ausschließlich für Punktrunden zur Verfügung. Sie können einen Spieltag nach dem Schweizer System ansetzen, wenn es nicht der erste Spieltag ist (verwenden Sie dafür zum Beispiel die Funktion Auslosung, siehe 6.3.3) und es noch keine Ansetzungen zu diesem oder einem späteren Spieltag gibt. Klicken Sie dann für die Ansetzung des aktuellen Spieltags einfach auf den Schalter Spieltagansetzung Schweizer System unter der Auswahlliste für die Vereine. Sie sollten sicherstellen, dass alle Ergebnisse zu den früheren Spieltagen eingegeben sind, da die Ansetzung im Schweizer System wie gesagt maßgeblich von der aktuellen Tabelle abhängt. Daraus ergibt sich, dass eine Ansetzung im Schweizer System nicht ,,auf Vorrat``, sondern immer nur nach Abschluss eines Spieltags für den unmittelbar nächsten Spieltag erfolgen sollte.

Zur Ermittlung der Ansetzung benutzt das Programm ausschließlich die aktuelle Tabelle. Es existieren zahlreiche Varianten des Schweizer Systems, bei denen Ranglistenpunkte berücksichtigt oder die Heimrechtverteilung oder Punktzahlen besonders gewichtet werden. In solchen Fällen sind gegebenfalls manuelle Änderungen der automatischen Ansetzung gemäß dieser Regeln erforderlich.

Der verwendete Algorithmus zur Ermittlung der Paarungen beginnt beim Tabellenführer, der gegen den Tabellenzweiten spielt, sofern es diese Paarung nicht bereits gegeben hat. In diesem Fall wird der Dritte, Vierte usw. genommen. Am unteren Ende des Tableaus kann es vorkommen, dass für einen relativ bestplatzierten Teilnehmer auf diese Weise kein Gegner ermittelt werden kann. In diesem Fall wird ein höher platzierter Verein einer bereits vollständigen, hierzu aber wieder aufgelösten Ansetzung verwendet (Backtracking-Schritt). Dadurch kann es - gerade nach einer größeren Anzahl bereits absolvierter Spieltage - durchaus zum Aufeinandertreffen von Teilnehmern kommen, die in der Tabelle einige Ränge voneinander trennen. Das Programm findet auf diese Weise stets die optimale Ansetzung unter den beiden Maßgaben, dass es keine Paarung doppelt geben darf und der höchstplatzierte Teilnehmer gegen einen möglichst guten Gegner antreten muss.

Wenn sich die Zahl der Spieltage der Zahl der Teilnehmer und damit dem maximal möglichen Wert nähert, kann es auch passieren, dass bereits theoretisch überhaupt keine Ansetzung mehr möglich ist, bei der alle Teilnehmer einen neuen Gegner erhalten. Diesen Fall erkennt das Programm und zeigt eine entsprechende Hinweismeldung an statt eine (dann zwingend unvollständige) Ansetzung auszuführen. Normalerweise zeichnet es das Schweizer System aber ja gerade aus, dass die Zahl der Spieltage deutlich kleiner als die Zahl der Teilnehmer ist...

Bei der Ansetzung erhält immer der Teilnehmer mit der geringeren Anzahl von Heimspielen das Heimrecht - bei gleicher Anzahl von Heimspielen der in der Tabelle schlechter platzierte Verein. Je nach Turnierart kann das Heimrecht auch als Recht anzufangen oder z.B. auch als das Recht auf die weißen Figuren beim Schach interpretiert werden.

Die Teilnehmerzahl kann für die Ansetzung im Schweizer System technisch eine gerade oder ungerade Zahl sein. Aus Fairnessgründen sollte die Zahl jedoch nach Möglichkeit gerade sein, da ansonsten einige zwischendurch spielfreie Teilnehmer durch die geringere Anzahl von Spielen einen großen Nachteil hätten. Im Fall einer ungeraden Teilnehmerzahl erhält immer der Teilnehmer spielfrei, der in obigem Algorithmus als letzter übrig bleibt und noch an keinem früheren Spieltag spielfrei war. Dies ist tendenziell einer der schwächsten Teilnehmer, so dass die obere Turnierhälfte kaum beeinflusst wird.

Wenn sich eine ungerade Teilnehmerzahl nicht vermeiden lässt, empfiehlt sich folgendes Vorgehen: Führen Sie einen Dummy als zusätzlichen Teilnehmer ein, womit die Teilnehmerzahl faktisch gerade wird. Dieser Dummy fungiert lediglich als Gegner des spielfreien Teilnehmers, wird für die Tabelle aber nicht gewertet und darin auf den letzten Platz gesetzt (siehe 5.5.1). Um den Nachteil des spielfreien Vereins auszugleichen, werden die Spiele gegen den Dummy als Unentschieden oder sogar als Sieg für den spielfreien Verein gewertet (asymmetrische Ergebniswertung, siehe 7.2.7). Auf den ersten Blick scheint hier aus dem übergroßen Nachteil ein ebensolcher Vorteil für den spielfreien Verein zu werden. Dieser Vorteil wird aber dadurch abgemildert, dass dem spielfreien Verein das Aufeinandertreffen mit dem Dummy keinerlei Buchholzpunkte einbringt.


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