WM (Qualifikation und Endrunde) Deutschland 2006 (Stand 01.07.2006)

Spielbericht

WM-Finalrunde - Viertelfinale - Samstag, 01.07.2006 - 17:00 - Gelsenkirchen

England - Portugal 1:3 (0:0, 0:0, 0:0) n.E.


England: Paul ROBINSON (3) - Gary NEVILLE (3), Rio FERDINAND (2,5), John TERRY (3), Ashley COLE (3,5) - Owen HARGREAVES (1) - David BECKHAM (4,5) (52. Aaron LENNON (3,5), 119. Jamie CARRAGHER (-)), Frank LAMPARD (4,5), Joe COLE (4) (65. Peter CROUCH (4)) - Steven GERRARD (3,5), Wayne ROONEY (5); Trainer: Sven-Goran ERIKSSON

Kader: David JAMES (ENG) (-), Scott CARSON (-), Sol CAMPBELL (-), Wayne BRIDGE (-), Jermaine JENAS (-), Stewart DOWNING (-), Michael CARRICK (-), Theo WALCOTT (-)

Portugal: RICARDO (1) - MIGUEL (4), Fernando MEIRA (3), Ricardo CARVALHO (2,5), Nuno VALENTE (4) - Luis FIGO (3,5) (86. Helder POSTIGA (3,5)), PETIT (3,5), TIAGO (4) (75. Hugo VIANA (3,5)), MANICHE (3), Cristiano RONALDO (3,5) - PAULETA (4) (63. SIMAO SABROSA (4)); Trainer: Luis Felipe SCOLARI

Kader: Paulo SANTOS (-), QUIM (-), Paulo FERREIRA (-), Ricardo COSTA (-), CANEIRA (-), Boa MORTE (-), Nuno GOMES (-)

Elfmeterschießen: 0:1 SIMAO SABROSA; Frank LAMPARD vergibt (Ricardo hält); Hugo VIANA vergibt (an den Pfosten); 1:1 Owen HARGREAVES; PETIT vergibt (an den Pfosten); Steven GERRARD vergibt (Ricardo hält); 1:2 Helder POSTIGA; Jamie CARRAGHER vergibt (Ricardo hält); 1:3 Cristiano RONALDO

Schiedsrichter: Horacio ELIZONDO (Argentinien); Note: 1,5

Zuschauer: 52000 (ausverkauft) Gelsenkirchen

Gelbe Karte: John TERRY (2., gesperrt), Owen HARGREAVES / PETIT (2., gesperrt), Ricardo CARVALHO

Rote Karte: Wayne ROONEY (62., Tätlichkeit) / -

Torchancen: 4:3

Eckenverhältnis: 6:4

Spielnote: 4

Ricardo hält dreimal

Wie im Viertelfinale der EM 2004 wurde das Spiel zwischen England und Portugal erst im Elfmeterschießen entschieden. In den 120 Minuten zuvor gab es viel Kampf und Krampf, wobei die Engländer eine Stunde nur mit zehn Mann spielen mussten - Rooney sah die Rote Karte. Ricardo avancierte dann zum Helden, der Keeper Portugals hielt drei Elfmeter. Somit ist der Vize-Europameister im Halbfinale, England scheidet aus!

Wieder scheitert England an Portugal: Ricardo hält Lampards Elfmeter.

© dpa Englands Nationaltrainer Sven-Göran Eriksson konnte beim Viertelfinale gegen Portugal wieder auf Neville bauen, der nach seiner Wadenverletzung zurückkehrte. Hargreaves rückte von der rechten Verteidigerposition vor ins defensive Mittelfeld. Carrick fiel im Vergleich zum 1:0-Achtelfinal-Sieg gegen Ecuador aus dem "Three Lions-"Team. Im Sturm wurde Rooney lediglich von dem eher offensiv agierenden Gerrard unterstützt. Beim hart umkämpften Achtelfinale der Portugiesen gegen die Niederlande (1:0) mussten Costinha und Deco beide mit Gelb-Rot vom Platz. Nationalcoach Luiz Felipe Scolari nominierte für die beiden Petit und Tiago.

In der Anfangsphase erspielte sich der Weltmeister von 1966 ein leichtes optisches Übergewicht. Typisch englisch ließen die Kicker von der Insel den Ball zunächst im Mittelfeld laufen, um dann Rooney mit einem hohen Ball oder weitem Pass in Szene zu setzen. So war es der Youngster, der nach zehn Minuten mit dem ersten Weitschuss Ricardo prüfte. Der Keeper des Vize-Europameisters bestand die Feuertaufe souverän.

Portugal fand dann besser in die Begegnung. Mit schnellem Pass-Spiel versuchte die Scolari-Elf das Umschalten von Abwehr auf Angriff zügig zu gestalten. So parierte Robinson einen Distanzschuss von Cristiano Ronaldo (11.), eine verunglückte Abwehraktion von Neville konnte Tiago nicht nutzen, da er aus kurzer Distanz nicht mehr an den Ball kam (14.). Mehr sprang aber zunächst nicht heraus, denn in der Offensive liefen die einzelnen Mannschaftsteile nicht optimal ineinander, zu oft wurde das Leder leichtfertig verloren. Die Akteure verzettelten sich mitunter in Einzelaktionen.

Mit zunehmender Spielzeit ließ das Tempo nach. Beide Mannschaften agierten eher auf Sicherheit bedacht, wollten keinen Fehler begehen. Durch viele kleine Fouls kam zudem wenig Spielfluss auf. Beim nun ausgeglichenen Spiel setzte Figo in der 40. Minute ein Ausrufezeichen: Der Kapitän der Portugiesen schlenzte den Ball von der linken Strafraumecke knapp am rechten Pfosten vorbei. Auf der Gegenseite probierte es Lampard mit einem Weitschuss kurz vor dem Pausenpfiff, doch Ricardo war auf seinem Posten.

Kurz nach dem Seitenwechsel war die Partie für Beckham beendet (52.). Der junge Lennon ersetzte den Skipper. Die Eriksson-Elf ging engagierter zu Werke, baute wieder mehr Druck auf. Eine Garrard-Ecke nahm in der 54. Minute Terry direkt per Volley-Schuss, aber der Aufsetzer flog über den Kasten von Ricardo. Gerade als die Insel-Kicker mehr Torgefahr entwickelten, schwächten sie sich selbst: Rooney und Ricardo Carvalho verhakten sich bei einem Zweikampf im Mittelfeld ineinander. Der englische Stürmer wollte sich befreien und versetzte dem Portugiesen genau vor den Augen von Schiedsrichter Horacio Elizondo einen Tritt. Der Unparteiische zögerte nicht lange und zückte die Rote Karte (62.)

England nur noch zu zehnt: Rooney sieht Rot.

© dpa

Die Engländer zeigten sich davon wenig schockiert, sie kämpften füreinander und ließen ihrem Kontrahenten wenig Platz vorm eigenen Strafraum. Da aber eigene Offensivaktionen meist erfolglos an der Abwehr der Südwest-Europäer verpufften, stellten sich weiter kaum Torraumszenen ein. Eine Torchance hatte dann Figo, gegen dessen angeschnittenen Schuss aus der rechten Strafraumhälfte sich Robinson lang machen musste (79.). Doch England hielt dagegen: Lampard packte bei seinem 25-Meter-Freistoß seinen Hammer aus. Ricardo ließ das Leder abprallen. Den Nachschuss von Lennon hatte der Keeper von Sporting Lissabon sicher (83.).

Die Schlussphase der regulären Spielzeit dominierten die Portugiesen. Mit Helder Postiga brachte Luiz Felipe Scolari einen zweiten Stürmer auf den Rasen, Figo räumte seinen Platz. Der Vize-Europameister ließ den Ball in den eigenen Reihen zirkulieren, fand dann in der Sturmmitte keine Anspielstation. Gefährlich wurden die Portugiesen nur durch Distanzschüsse. Da aber keine Entscheidung mehr fiel, mussten beide Teams in die Verlängerung gehen.

Im ersten Abschnitt der Verlängerung legte die Scolari-Elf eine Schippe drauf und machte nun mehr Druck. Vor allem Miguel peitschte das Spiel des Vize-Europameisters über die rechte Seite an. Petit (93.) und Simao (95.) verfehlten aber ihr Ziel. Durch die offensivere Ausrichtung der Portugiesen hatten die Engländer mehr Platz beim Konterspiel. Bei zwei aussichtsreichen Situationen konnte sich Crouch nicht durchsetzen.

Im zweiten Teil der Verlängerung stand zunächst Lennon im Mittelpunkt. Der Engländer drang in den portugiesischen Strafraum ein, Nuno Valente stieg von der Seite ein und traf dabei Ball und Spieler. Schiedsrichter Horacio Elizondo ließ zu Recht weiterspielen (107.). Nur zwei Minuten später köpfte Helder Postiga ins Netz ein, doch der Iberer stand im Abseits. Die Belagerung des englischen Tores brachte auch in den letzten Minuten nicht den Erfolg für die Scolari-Elf. Das Elfmeterschießen sollte die Entscheidung bringen.

Vom Elfmeterpunkt verschossen beide Teams zweimal. Dann traf Carragher, doch der Schiedsrichter hatte den Ball noch nicht freigegeben. Beim Wiederholungsschuss lenkte Ricardo den Ball an die Latte. Den entscheidenden Elfmeter verwandelte dann Cristiano Ronaldo. Somit ist der Vize-Europameister im Halbfinale, England scheidet wiederum unglücklich aus!

Schiedsrichter: Elizondo (Argentinien), Note 1,5 - beeindruckend souverän, mit nur einem kleinen Schönheitsfehler, als er Hargreaves (Unsportlichkeit) die Gelbe Karte vorenthielt

Spieler des Spiels: Hargreaves, Owen

Perfektionierte das Spiel als "Bremsklotz" vor der Abwehr. War überall präsent, fabelhaft seine Laufleistung über 120 Minuten.